BEKENNTNIS – Interview mit Frank Müller

Wenn es mir um hohe Zahlen ginge, hätte ich Frank vermutlich keine Stimme gegeben. Aber es geht mir um die Welt, die ich erschaffen will. Ich habe Frank letzten Sommer kennengelernt, als er auf ein Video von mir reagiert hat, in dem er sich so sehr erkannt gefühlt hatte. Es ging darin um die INNEREN Ertrinkenden im Mittelmeer. 

Frank hat mir damit, dass er sich zu erkennen gab, einen Blick in meinen inneren kulturellen Schatten geschenkt, den ich mit dir teilen möchte. Er sitzt im Rollstuhl, und seine Eltern (als seine Sprachrohre unserer Kultur) haben ihm als Behindertem sein Recht auf Sexualität abgesprochen. Er erzählt hier von seinem mutigen Weg in die Selbstermächtigung. 

Vielleicht nicht so das, wo alles in dir „Oh ja, mein Thema!“ schreit, aber täusch dich nicht: Je dunkler der Schatten, den du betrittst, desto heller dein eigenes Licht. Du trägst nicht nur zu deinem und Franks, sondern zu unser aller Wohl bei, wenn du dich dafür öffnest, dich von Frank berühren zu lassen. Danke dir! 

Das Interview dauert etwa 65 Minuten.

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3 Kommentare
  1. Dorothee Herbst sagte:

    Lieber Frank, liebe Christina!

    Ich bin schockiert, wie es sein kann, dass erwachsene Menschen, wie auch immer ihre Verfassung ist, ein eigenes Leben von Dritten abgesprochen bekommen. Wie furchtbar es ist, in solcher Abhängigkeit zu leben, abhängig von Menschen, die andere aus welchen Motiven auch immer so entmündigen. Es sind so viele, nämlich wir alle, die das still tolerieren, hinnehmen, delegieren an vermeintlich Zuständige. Aber das System scheint ja nicht zu funktionieren…. wo sind Kinder- und Jugendärzte, Lehrer, Sozialpädagogen, Jugendämter, Pastoren, Familien, Nachbarn, Gesellschaft, “Wir-Alle”? Wir schauen weg, ziehen den Kopf ein, ignorieren….

    Wir hätten die Möglichkeiten, wir könnten, wenn wir wirklich wollten.

    Warum sehe ich nicht genauer hin? Aus Angst, überfordert zu werden, Unerfahrenheit, Gehemmtheit, Scham.

    Danke Christina, dass Du den Raum geöffnet hast. Danke Frank, dass Du erzählt hast. Mein Herz und meine Seele habt Ihr erreicht. Und ich habe gelernt, dass ich nichts leisten muss und wie wenig es braucht für etwas mehr zugewandte Menschlichkeit.

    Herzliche Grüße

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  2. Stephan sagte:

    Herzlichen Dank Frank, herzlichen Dank Christina, für diesen Augen öffnenden Dialog. Ich bin wirklich verblüfft, was ich (und die Gesellschaft) so selbstverständlich für “kein Thema” halten. Nie hätte ich gedacht, was all diese Themen für Menschen bedeuten, die von uns so selbstverständlich in enge kleine Schubladen gepresst werden. Das tut mir sehr leid.
    In verschiedenen Erfahrungen wurde mir klar, dass wir eine absolut ausgehungerte Geschellschaft sind, was Berührung angeht. In einem für mich sehr eindrucksvollen Seminar (Körperintelligenz Karl Grunik) hat ein älterer Herr in der abschließenden Feedbackrunde nicht von den eindrucksvollen Geschehnissen in gesprochen, sondern davon, dass andere Menschen (Männer wie Frauen) ihn berührt hätten. Dies war bei den gegebenen Übungen unumgänglich, und aus meiner Sicht ja gar nicht zu vermeiden. Für ihn war es seit Jahrzehnten Berührung von jemanden anders als seiner Frau. Erschütternd! Und da kann ich mir vorstellen, dass zum Thema Sexualität, das ja mit so unglaublich viel glaubenssatzmäßigen Einschränkungen verbarrikadiert ist, kombiniert mit änlich weggedrückten Themen Behinderung, dies einem Panzersafe gleichkommt. Hiermit möchte ich Dir Bernd meine Hochachtung aussprechen, dass Du trotz all dieser schier unüberwindbaren Hindernisse für Dich einen Weg gefunden hast! Wow! Zum Thema fällt mir noch folgendes ein: Kuscheln, also das bloße Liegen und Spüren von nackter Haut an nackter Haut (und nichts weiter), ist für mich eines der erfüllendesten und nährendsten Dinge. Und auch dafür bin ich auf einen anderen Menschen angewiesen, weil es allein einfach nicht möglich ist. Wo haben wir denn in unserer Gesellschaft für Menschen, die z. B. in keiner Beziehung leben, niemanden haben zum Kuscheln, Räume und Möglichkeiten für solch “harmloses” Miteinander? Ich merke wie krass das allein für mich ist, zu denken. Ich danke sehr für diesen öffnenden und informierenden Beitrag.

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    • Christina Sogl sagte:

      Lieber Stephan, ja – das ist mir so unendlich wichtig, Berührung in unserer Kultur wieder zu rehabilitieren – sie von Sexualisierung zu befreien und sowohl ihr wie auch tatsächlicher Sexualität ihre Unbefangenheit und Natürlichkeit zurückzugeben. Gerade in Behandlungen mit Männern spielen dieser Berührungs-Unterzucker, die Selbstverdächtigung und die Angst vor dem eigenen Impuls fast regelhaft eine immens große Rolle – und ich heile jedes Mal ein Stück mit, wenn ich da Männern ein Stück Angenommensein, Sättigung und Selbstwert zurückgeben kann – sie in in ihrem menschlichen UND sexuellen (also dem GANZEN) Sein feiern kann. Das ist ja leider kulturell so sehr wie ein Widerspruch konnotiert, dass ich es so schreiben muss, um das Problem daran sichtbar zu machen – damit es in Heilung hineinführen kann. Knüpft unmittelbar an die Podcastfolge VERMINTES LAND an…

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